30.3.09

Aprilwetter

Getrost kann die Witterung der letzten (und wohl auch noch die der folgenden) Tage als Wetterparallelismus meiner Gefühlslage beschrieben werden. Sonnenschein, gefolgt von Regen, immer zeitlich genau so abgestimmt, dass es nicht für einen Regenbogen reicht. Faszinierend ist nur die Asynchronität zwischen den meterologischen Gegebenheiten und dem emotionalen Eigenleben meiner Wenigkeit. Ein Spaziergang im Regen kann emotional sehr befreiend wirken und weitere, den Drehbuchautorinnen vielleicht noch unbekannte Folgen haben.

Umgekehrt war der Samstag von strahlendem Sonnenschein gezeichnet und hätte beinahe meinen ersten Sonnenbrand 2009 hervorgebracht, hätte nicht der Intellekt interveniert und mir einen Hut aufgesetzt. Der ursprüngliche Plan, einen Podcast-Beitrag des Demonstrationszuges zu erstellen, wurde von der - darüberhinaus als sehr angenehm empfundenen - stärkeren Brise infolge der Ermangelung eines Windschutzes vereitelt. Nichts desto weniger zwitscherte mein iPhone 27 Kurznachrichten live von dem Großereignis - eine mikrojournalistische Detailaufgabe, die Spaß machte und sogar ein wenig Resonanz fand.

Am Rande erlaube ich mir noch, zu bemerken, dass ich heute die wohl faszinierendste Coffeinvergiftung meiner bisherigen Suchtlaufbahn erleben durfte. ½ Liter Grüntee und ½ Liter Matetee, gefolgt von zwei angenehm starken Kaffees führten heute zu einem Rauschzustand, in dem ich wohl einen bemerkenswerten ersten Realeindruck bei der Freundin eines meiner engsten Freunde machte und mich etwa 2½ Stunden später zu Hause in meinem Bett wiederfand. Ich erinnere mich noch an die Heimfahrt mit dem Bus, jedoch nicht mehr daran, mich ins Bett gelegt zu haben. Von coffeininduzierter Amnesie hätte ich bislang noch nie etwas gehört. Möglicherweise sollte ich das Experiment wiederholen, um Vergleichswerte zu akquirieren.

20.3.09

Alltag im Schnellvorlauf

In den letzten Tagen habe ich oft das Gefühl, mein Leben braucht keine Einverständniserklärung von meiner Seite, um Entscheidungen für mich zu treffen. Die Zeit vergeht irgendwie schnell, aber dennoch intensiv. Ich mache gerade unglaublich viele Dinge und doch habe ich das Gefühl, nicht voran zu kommen. Es ist ein bemerkenswert bizarres Gefühl für einen Frühaufsteher, morgens nicht aus dem Bett zu kommen. Auch die Motivation, Sport zu betreiben hält sich enorm in Grenzen. Vielleicht nimmt sich mein ungebetener seelischer Zaungast einfach neue Freiheiten heraus, nachdem ihm Alkohol, Nikotin und spätabendliche Völlerei, sowie die Auflösung eines suggerierten Perspektivenmangels in der Agape verwährt bleiben. Ja, eigentlich sollte ich jetzt gerade Geld verdienen, aber Dank freier Zeiteinteilung verbringe ich in den letzten Tagen v.a. meine produktivsten Stunden am Arbeitsplatz, womit klar wird, dass die gegenwärtige Stunde nicht zu jenen zu zählen ist; daraus erklärt sich wohl der Schreibstil. Da mir also im Moment nichts besseres einfällt, werde ich mir nun meinen Hometrainer schnappen und damit meine endokrinen Drüsen zur Depressionsprävention anregen.

1.3.09

It's not complicated.

Seit der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag schleichen die Gedanken und Gefühle über meinen neuen Beziehungsstatus beharrlich durch meinen Kopf. Ich nehme sie zwar wahr, habe aber noch kaum angefangen, mich mit ihnen zu beschäftigen. Sie sind einfach nur da. Meine erste Beziehung ist nach über 3½ Jahren zu Ende, und das passt nicht in mein Weltbild, in dem so etwas wie Lebensabschnittspartnerschaften bisher nicht oder nur aus der beobachtenden Perspektive existierten. Der Begriff Ex-Freundin erscheint mir immer noch bizarr und wird dem, was sie jetzt für mich ist, einfach nicht gerecht, aber meine beste Freundin kann sie nicht bleiben. Das würde nicht gutgehen.

Erfahren haben es die meisten ja via facebook - ohne Vorwarnung, weil wir den Beziehungsstatus "it's complicated" einfach übersprungen haben. Es war ja in der letzten Zeit auch nicht komplizierter als in der Zeit davor. Mich faszinierte dieser Übergang von der virtuellen in die reale Welt, denn: what happens in facebook, stays in facebook. Deswegen kam ein überwältigender Großteil der Reaktionen darauf auch über die gleiche Plattform, obwohl die meisten meine Telefonnummer hätten; ich schätze diesen Zustand aber irgendwie, weil ich zur Zeit einfach nicht wirklich darüber reden kann, jedenfalls nicht so, dass Trost einen bewusst merkbaren Unterschied machen würde. Über das, was in meinem Unterbewusstsein los ist, kann ich nur spekulieren, und es ist vermutlich die Rettung für meine seelische Gesundheit, dass so viele Freunde für mich da sind.

Zugleich hat am Mittwoch ja die Fastenzeit begonnen, was für mich einen Verzicht auf Alkohol, Nikotin und feste Nahrung nach 20.00 bedeutet. Traditionell ist diese Zeit für mich sehr gut geeignet, um "Dinge auf die Reihe zu bekommen", gleichzeitig hintert mich dieser Umstand jedoch daran, meine Logik für einen Abend substanziell auszuschalten, um der Übermacht an Gefühlen, die bisweilen nur sehr kurzfristig durch musikalischen Anstoß zum Vorschein kommt, den vollen Aktionsradius zu bieten, den sie bräuchte.

Der Vebruar wiederum endete gestern.